Erinnerst du dich noch, als am 11. 9. 2001, die Flugzeuge in die Tower, in New York, flogen? Ich bin sicher, du weisst noch genau wo du warst und was du gerade gemacht hast. Es gibt Ereignisse und Daten im Leben die vergessen wir nicht.
Genauso ist es uns ergangen, der 16. April 2014, werden wir nicht vergessen.
Der Termin war da, um die Testergebnisse in der Memory-Clinic zu besprechen. Peter hat am Vormittag noch gearbeitet, ich habe eingekauft, Post gelesen und das Mittagessen vorbereitet. Es gab Lasagne, eines der Lieblingsgerichte von Peter.
Er kam kurz nach 12.00 Uhr nach Hause und hat seine Firmen-Arbeitskleider im Bastelraum an die Garderobe gehängt. (Er sollte sie nie mehr brauchen) Peter duschte und danach haben wir gegessen. Das Gespräch drehte sich eher um Belangloses, der Besuch in der Klinik war kein grosses Thema. Wir machten uns anschliessend auf den Weg und wurden vom Oberarzt und seiner Assistentin empfangen. Beide kannten wir natürlich schon, die Assistenzärztin hat vorwiegend die Tests mit Peter gemacht.

Die Diagnose
Nach ein paar Sätzen kam der Oberarzt auf die Testergebnisse zu sprechen. Wir wurden aufgeklärt über die verschiedenen Arten der Tests. Zunehmend wurde klar, dass die Resultate in vielen Bereichen Auffälligkeiten aufwiesen.
Schlechte Orientierungsfähigkeit, eingeschränkte Handlungsplanung, reduzierte Feinmotorik, Gedächtnisverlust, dementielle Entwicklung, MRI Bildgebung: Volumenreduktion und so weiter und so fort. Wir waren gelinde gesagt erschlagen. Sehr viele Fachausdrücke und eine schonungslose Wahrheit. Alzheimer Erkrankung atypische Form, mit vaskulärer Demenz, also eine Mischform beider Demenzarten.
Es ist nicht mehr vertretbar den aktuellen Beruf auszuführen und es ist nicht mehr vertretbar ein Fahrzeug zu lenken!
Da sassen wir nun, platt, frustriert, schockiert, vor den Kopf geschlagen, einfach nur noch am Boden zerstört. Im Nachhinein gesehen waren wir blauäugig und wahrscheinlich hätten wir dieses Resultat voraussehen können.
Peter wurde ab sofort krankgeschrieben, die Klinik würde sich mit dem Arbeitgeber in Verbindung setzen.
Hätte man uns das Resultat auch schonender beibringen können? Ich denke nicht. Die beiden Fachpersonen haben sich gut vorbereitet, wir wurden ernst genommen, konnten Fragen stellen, das weitere Vorgehen wurde besprochen. Trotzdem, als wir aus der Besprechung nach Hause gegangen sind, waren wir allein. Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf. Was passiert jetzt, was wird sein? Wie reagiert Peter? Ist er wütend, traurig, verzweifelt? Tut er sich etwas an? Er sagte auf der Heimfahrt nicht viel und schaute mehrheitlich aus dem Fenster. Zuhause hat er sich umgezogen, ohne viele Worte zu machen. Er ist in den Garten gegangen und hat angefangen zu arbeiten.
Wie geht es weiter?
Wie sollte es nun weiter gehen? Peter von einem Tag auf den anderen plötzlich nur noch daheim? Unvorstellbar! Keine Motorradtouren mehr, keine Autofahrten? Keine Arbeit mehr als Netzelektriker? Peter angewiesen auf mich, um Besorgungen zu machen, zum Arzt zu gehen, Besuche zu machen? Alles was er bis jetzt ausser Haus gemacht hat, nur noch mit mir zusammen? Wir wohnen etwas abseits, kein ÖV befindet sich vor der Haustüre. Peter ist ein freiheitsliebender Mensch, das sollte nun alles beschnitten werden? Wie geht es finanziell weiter? Was bedeutet krankgeschrieben, wie lange dauert das? Wann gibt’s Krankentaggeld und wieviel?
Meine Gedanken drehten sich im Kreis, Lösungen gab es nicht unmittelbar, sie mussten erst mit der Zeit erarbeitet werden.
Meine Sorge und die grosse Frage, wie verarbeitet Peter diese Diagnose? Wie stellt er sich dazu und wird er sie akzeptieren? Sieht er den unausweichlichen Weg der vor ihm liegt?

All unsere Kraft mussten wir nun als Familie einsetzen, um das Leben weiter zu führen und um Peter, mit all unseren Möglichkeiten, zu unterstützen.
Ich erinnere mich nur zu gut daran, als du mir, liebe Regina die Diagnose von Peter im Hauseingang mit Tränen in den Augen mitgeteilt hast. Auch ich habe mir so meine Gedanken gemacht, was mich als Mieterin in eurem Haus noch so alles erwarten wird. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich in dieser wunderbaren Umgebung ( bin im Januar 14 eingezogen) mit so einer Krankheit konfrontiert werde. Ich konnte den leisen, jedoch Fortschreitenden Verlauf der Krankheit von Peter sehr nah miterleben, da ich Peter ab und zu in seiner heutigen Welt begleite.
Liebe Prisca
Herzlichen Dank für deine Worte! Ja, ich weiss es auch noch, es war schwer am Anfang. Ich hatte keine Ahnung was nun auf mich zukommen sollte. Ganz lieben Dank für deine tolle Unterstützung! Immer bist du für uns da, wenn wir dich brauchen! Danke!