Demenzmeet in Zürich

Alles rund um die Krankheit von Peter interessierten mich. Ich besuchte oft Vorträge, kaufte Bücher und hörte Sendungen zum Thema Demenz.

Beim Stöbern stiess ich auf eine Veranstaltung: das Demenzmeet in Zürich. Es war bereits das dritte Demenzmeet, dass durchgeführt wurde. Das Meet dauerte drei Tage mit einem vielfältigen, bunten und spannenden Programm. Ich meldete mich für den Freitag an. Der Ausschlag gab, dass eine Diskussionsrunde für Jungerkrankte stattfand. Der Tag sollte mir neue Einblicke und Erkenntnisse bringen und ich freute mich darauf.

Leichte Stunden zu einem schweren Thema

Auf der Seite des Demenzmeet wird der Anlass so beschrieben:

Ein Demenz Meet ist eine Zusammenkunft für Menschen mit Demenz und ihre Angehörige.

Unter dem Motto «Leichte Stunden zu einem schweren Thema» bietet die Veranstaltung Raum für Begegnung, Austausch und Vernetzung – unkompliziert, persönlich und herzlich.

Ein Demenz Meet ist kein steifer, intellektueller Kongress, sondern bunt, lebendig und ein wenig wild. Im Fokus stehen die Meinungen, Bedürfnisse und Erlebnisse der Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen. Im Zentrum stehst Du!

Ein inspirierendes Programm mit Inhalten von Angehörigen und Betroffenen sowie Experten gibt dem Tag Struktur und Diskussionsstoff.

Initiiert wurde das Meet von Daniel Wagner, sein Vater erkrankte an Demenz und lebte 12 Jahre mit dieser Diagnose. Seitdem ist Daniel Wagner als Demenzaktivist unterwegs und setzt sich voll für dieses Thema ein! Für ihn muss ein Umdenken stattfinden und Demenz darf nicht länger tabuisiert werden. Die Angehörigen müssen unterstützt und gestärkt werden und die betroffenen müssen als Mensch und nicht als Patient wahrgenommen werden. Unterdessen gibt es ein Meet in Basel, eines in Wien, in Stuttgart und dieses Jahr auch neu eines in St. Gallen. Weitere Städte werden sicher folgen.

Danke Daniel für deinen unermüdlichen Einsatz!

Sollte es je ein Meet in Bern geben werde ich mich dafür einsetzen und die Organisatoren unterstützen.

www.demenzmeet.ch

Das Meet

Als ich am Meet ankam, wurde ich sofort verzaubert von der Atmosphäre. Auf der sogenannten Piazza reihten sich Stand an Stand. Informationen, Angebote, von Institutionen, ein Büchertisch, verschiedene Essenstände, etc. luden zum Verweilen ein. Eine Künstlerin produzierte riesige Seifenblasen die über den Ständen schwebten. Die Besucher waren fröhlich und tauschten sich aus, eben leichte Stunden zu einem schweren Thema.

Das Programm am Freitag

Begrüssung von Daniel Wagner

Die Pflegehexe sagt: Madam Malevizia, Pflegeaktivistin und Bloggerin

Projekt Mäander

Nationale Demenzstrategie Papiertiger oder was? Diskussion mit Gästen

Essen und Erinnerung, Ernährungsberaterin Christine Brombach

Demenzfreundliche Gesellschaft, Diskussion

Persönlich, Katharina Möckli

Demenz in jungen Jahren, Diskussion

Fazit des Tages/ Ausklang

Also, ein sehr vielfältiges Programm für alle.

Besonders beeindruckt hat mich Katharina Möckli. Sie ist bereits 85 Jahre alt und hat frisch von der Leber, mit dem nötigen Humor, von der Betreuung ihres Mannes, die viele Jahre gedauert hat, erzählt.

Beeindruckt hat mich auch Madame Malevizia. Seit dem Meet verfolge ich ihre Blogbeiträge, die Einblick in die Pflege geben und präzis auf Missstände hinweisen. www.pflegehexe.ch

Berührend auch die Diskussion mit Betroffenen und Angehörigen von jung Erkrankten. Ich fühlte mich bei der Diskussion genau in die Situation versetzt, als bei Peter die Diagnose verkündet wurde. Betroffene fallen durch alle Maschen, es fehlt an Institutionen, fehlendes Wissen von Arbeitgebern, und den Behörden wurden ebenfalls thematisiert. Ebenso wurde der Schockzustand beschrieben, wenn die Diagnose feststand und das Leben neu ausgerichtet werden musste.

Den Tag abgerundet hat der Karikaturist Jonas Räber. Er hat während dem ganzen Tag immer wieder die Referenten auf dem Podium auf die Schippe genommen. Das war sehr erfrischend und verursachte manchen Lacher.

Eine neue Ära

Das Demenz Meet steht für eine neue Ära und eine weitere Phase im Umgang mit Demenz. Die herzliche und unkomplizierte Art dieser Veranstaltung ermuntert Betroffene, Angehörige und Menschen aus der Praxis zur Offenheit. Sie ermöglicht das vertraute Gespräch (wir duzen uns) zwischen Wissenschaftlern und Pflegenden, zwischen Beamten und Betroffenen, zwischen Angehörigen und Politikern.

Die Scham vor dem Versagen in einem Alltag, der höchste kognitive Fähigkeiten erfordert, ist nach wie vor gross. Die meisten Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen trauen sich nicht, ihre Anliegen offen mitzuteilen. Selbsthilfegruppen tagen meist hinter verschlossenen Türen. An Treffen aller Art stehen die Experten (in der Regel Männer) auf dem Podium und teilen mit, wie es geht. Die Betroffenen, Angehörigen und Pflegenden (mehrheitlich Frauen) sitzen derweil still im Publikum. Diese Scham soll nun verschwinden und eine solche gelungene, bunte und interessante Veranstaltung helfen dies wahr zu machen. Gut so!

Im 2020 fanden dann leider, auch dies ist einmal mehr Corona geschuldet, keine Meets statt. In Basel wäre ich eingeladen gewesen, in einem kurzen fünf minütigen Blitzlicht ein Thema zu beleuchten.

Neue Meets

Nun sind im 2021, folgende Meets geplant:

14. August in St. Gallen

21. August in Zürich und

11. September in Basel.

Welches ich besuchen kann und werde, weiss ich noch nicht. Aber ich freue mich sehr darauf und hoffe viele Gleichgesinnte zu treffen.

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