Aufstehhilfe bei Stürzen

Bewegungsdrang

Ich bin mir bewusst, dass Peters Bewegungsdrang zu seiner Demenzerkrankung dazugehört. Das stetige auf den Beinen sein und das hin und her laufen, im Jahr 2019, sollte noch einige Zeit anhalten.

Der Bewegungsdrang kann durch unterschiedlichste Faktoren hervorgerufen werden:

  • Lebenslange Gewohnheit:
    Einige Menschen mit Demenz achten schon immer auf ihre Gesundheit und bewegen sich einfach gerne, vor allem an der frischen Luft. Andere haben seit jeher die Angewohnheit, einen Spaziergang zur Entspannung zu machen, wenn sie Kummer oder Stress bewältigen müssen.
  • Einsamkeit und Langeweile:
    Manche Menschen mit Demenz beginnen herumzulaufen, wenn ihnen langweilig ist. Sie suchen dann nach Kontakt und nach einer Beschäftigung.
  • Neugier:
    Einige Personen mit Demenz sind von Natur aus unternehmungslustig und wissbegierig und erkunden daher ihnen neu oder fremd erscheinende Umgebungen.
  • Verunsicherung:
    Bei einigen Betroffenen führt die nachlassende Kommunikationsfähigkeit zu Verunsicherungen. Weil ihnen die Beteiligung an Gesprächen immer schwerer fällt und sie die damit verbundenen Blamagen fürchten, meiden sie Gruppensituationen immer öfter und beschäftigen sich stattdessen mit etwas, das sie noch fehlerfrei beherrschen – nämlich dem Laufen.
  • Schmerzen und Unwohlsein:
    Manche Personen mit Demenz beginnen umherzulaufen, weil es ihnen körperlich nicht gut geht. Sie haben vielleicht Hunger oder Durst, sie schwitzen oder frieren, sie empfinden Juckreiz oder Schmerzen oder sie leiden an Verstopfung oder Harndrang.
  • Hinlaufen:
    Manchmal haben Menschen mit Demenz ein Ziel vor Augen – sie laufen gewissermaßen zu etwas hin. Der Bewegungsdrang ist in diesem Fall als Suche nach etwas zu verstehen, was Geborgenheit und Sicherheit, quasi eine „heile Welt“ verspricht.
  • Medikamente:
    Manche Medikamente können als Nebenwirkung oder entgegen der erwarteten beruhigenden Wirkung zum Gegenteil führen und Bewegungsdrang auslösen.

Wie im letzten Blog beschrieben, stürzte Peter bei seinen *Wanderungen*oft und das Aufstehen entwickelte sich zu einer echten Herausforderung. Es war praktisch unmöglich, dass ich Peter alleine helfen konnte und auch zu zweit war es Schwerstarbeit. Er selber wusste nicht mehr wie aufstehen und konnte uns somit nicht unterstützen. Ich war am Anschlag, unsicher und immer in Sorge, dass sich Peter verletzen könnte.

Schutz

Zu seinem Schutz, hatte ich für die Ecken an den Möbeln, Schoner gekauft, die die Verletzungsgefahr dämpften, oder gar verhindern sollten. Diese hielten aber nicht sehr gut und ich musste sie immer wieder neu ankleben.

Als Peter für eine Woche in den Ferien im Oberi Bäch war, und er auch dort stürzte, wurden ihm Sturzhosen angezogen.

Eine Sturzhose ist eine kurze Hose mit Polstern („Hüftprotektoren“) zur Verhinderung von Brüchen und Prellungen, bei einem Sturz von alten, oder gefährdeter Menschen.

Zuhause probierte ich diese Hosen auch aus, aber ich hatte immer das Gefühl, dass sie Peter störten, einengten und er sich darin nicht wohlfühlte.

Die Stürze selber verhindern konnte ich nicht. Geschützt war Peter, so gut es ging, nun blieb nur noch das grosse Problem mit dem Aufstehen.

Hebix

Als ich mich auf die Suche machte, Google sei Dank, fand ich eine Aufstehhilfe.

Beschrieben wird sie so:

Mit dem innovativen, leichten HEBIX ist das Aufstehen in Zukunft kein Problem mehr!

Die mobile, sowie einfache Hebehilfe HEBIX ist leicht (ca. 10,5 kg) und faltbar. Sie lässt sich auch im kleinsten Fahrzeug leicht unterbringen und ist jederzeit sofort sowie überall einsatzbereit. Mit ein paar Handgriffen ist HEBIX aufgeklappt und an die auf dem Boden liegende Person angelegt. Das Entscheidende dabei: die benötigte Kraft ist nur ca. ein Viertel des Körpergewichtes der anzuhebenden Person – bei einer Person mit 80 kg lediglich ca. 20 kg.

Durch einfaches Anheben des HEBIX an den Griffen bringt man die liegende Person sanft und ohne Schmerzen in eine Sitzposition. In dieser Position kann sie nun verweilen, aufstehen oder umgesetzt werden – einfacher und leichter geht es nicht!

Nun ja, im kleinen Werbefilm sah das Ganze natürlich sehr einfach und handlich aus. Ich machte mich auf die Suche nach einem gebrauchten Hebix, wurde aber nicht fündig. Per Zufall konnte ich ein Vorführmodell kaufen, dies kostete aber immer noch stolze 800 Franken.

Nun musste ich auf den nächsten Sturz von Peter warten, der dann auch bald erfolgte. Da lag er nun, völlig hilflos, es war unbequem und er war genervt.

Nun musste ich Schritt für Schritt vorgehen. Zuerst beruhigte ich Peter und schob ihm ein Kissen unter den Kopf. Dann klappte ich den Hebix auseinander, platzierte seine Beine über den Sitz, was gar nicht leicht war. Als dies gelang, schob ich die Griffe in die vorgesehenen Öffnungen und band Peter mit dem Gurt fest. Nun musste ich ihn nur noch langsam hochheben, schauen, dass die Beine des Stuhls sich öffneten, und dann sass Peter aufrecht und stabil auf dem Hebix. Geschafft! Es brauchte sehr viel Kraft und es war anstrengend. Sass er mal, war es aber überhaupt kein Problem mehr, Peter konnte aufstehen und ich konnte ihn zum nächsten Stuhl führen.

Aber eben, 5 Sekunden sitzend und dann ging es wieder von vorne los……😊

Dennoch, der Hebix hat mir sehr gute Dienste geleistet, ich brauchte ihn in dieser Zeit oft. So erlangte ich wieder eine gewisse Selbständigkeit und Unabhängigkeit, was mir natürlich sehr wichtig war und heute immer noch ist.

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