Oder von Heimat, Herz und Seele…
Menschen mit Demenz leben zeitlos, mehr und mehr wird Peter nicht mehr wissen wer er ist, woher er kommt, wohin er unterwegs ist. Seine Welt löst sich auf, Raum und Zeit sind unwichtig für ihn.
Wie ist wohl dieser Zustand für Peter? Merkt er das noch, oder ist ihm alles um ihn herum egal? Versinkt er in seinem Zustand und wird irgendwann aus dem Leben dämmern? Eine Vorstellung, die wahrscheinlich vor allem uns Angehörigen, Probleme und Mühe machen.
Wo ist jetzt Peters Heimat?
Wenn Peter kein Zeitgefühl mehr hat, keinen Ort, wo er sich wiederfindet, ist er dann heimatlos? Wo ist seine Heimat? Oft vermisst Peter etwas, warum sonst hat er Sehnsucht nach Zuhause und will sich auf den Weg machen, obwohl er ja Zuhause ist? Findet er «Heimat», wenn er Musik hört die er gerne hat? Findet er seine Heimat, wenn ich seine Hand halte? Ist es für ihn Heimat, wenn ihm der Duft einer Tabakpfeife in die Nase steigt?
Gewohnheiten können auch Heimat bieten, denn sie sind Peter vollkommen vertraut und vermitteln ihm ein Gefühl von Geborgenheit.
Für mich ist das Herz die Seele
Oft höre ich den Satz; das Herz wird nicht dement. Auch wenn Peters Fähigkeiten immer mehr nachlassen bin ich überzeugt, dass sein Herz nicht dement ist. Für mich ist das Herz gleichbedeutend wie die Seele.

Die Person Peter, geht verloren, sein Bewusstsein und seine Fähigkeit zu Überlegen und zu Entscheiden. Aber was bleibt ist der Mensch Peter und das ist das Wesentliche. Mit seinen Gefühlen kann Peter sich ausdrücken, er lacht und freut sich, er kann Schmerz zeigen und er kann traurig sein. Er kann ungeduldig und angstvoll sein, aber auch zornig und aggressiv.
Die Frage ist: Was ist die Seele?
Laut Duden: Gesamtheit dessen, was das Fühlen, Empfinden, Denken eines Menschen ausmacht. Der Begriff „Seele“ ist vieldeutig. Im Kern meinen wir damit eine innere, immaterielle und unsterbliche Essenz des Menschen.
Aus der wissenschaftlichen Psychologie ist dieses Konzept verschwunden, doch im Alltagsdenken ist es nach wie vor präsent.
An die Existenz einer Seele zu glauben, macht Dinge begreifbar, die jenseits unserer Vorstellungskraft liegen, und schmälert die Angst vor dem Tod.
Ist es nur ein Überbleibsel alter Traditionen, das früher oder später verschwinden wird? Oder entspringt er dem tiefen Bedürfnis des Menschen nach einer dauerhaften, identitätsstiftenden Instanz?
Die Seele wird auch als allumfassende Energie bezeichnet. Alle Energie auf der Erde, somit auch im menschlichen Leben, kommt aus dem Kosmos, der von Energie in allen Formen erfüllt ist. Im Speziellen von der Sonne, ohne die es kein Leben auf der Erde gäbe, keine Pflanzen, die mit dieser Energie Sauerstoff produzieren, den die Menschen zum Atmen brauchen.
Wohin geht die Energie, wenn sie einen Menschen verlässt?
Letztlich zurück in den Kosmos, in den jeder Mensch, jedes Wesen eingebettet ist. Nur der Körper stirbt, nicht die Energie, das ergibt sich aus dem Energieerhaltungssatz, wonach die Formen der Energie ineinander umgewandelt werden können, sie selbst jedoch nicht vernichtet werden kann.
Nichts geht verloren, auch nicht die Energie eines dementen Menschen.

Wie kann ich Peters Seele erreichen?
Das kann ich über alle seine fünf Sinne. Mit diesen Sinnen ist die Vielfältigkeit des Lebens vollumfänglich wahrzunehmen.
Mit Berührung… Ich streiche über seinen Kopf, ich fasse seine Schulter, ich nehme seine Hand und nehme ihn ab und zu in den Arm. Ich weiss, Menschen die nicht berührt werden verlieren das Gefühl, dass sie existieren. Mit einem zufriedenen Lächeln von Peter, merke ich, dass seine Seele berührt wurde.
Mit Hören…Mit einem schönen, musikalisches Stück, oder einem Lied, dass er im Chörli mitgesungen hat. Vielleicht erreiche ich ihn durch meine Stimme, oder die Stimmen unserer Söhne. Vielleicht ist es das Rauschen eines Maisfeldes, oder das Tosen eines Wasserlaufs, oder das Singen der Amseln am frühen Morgen?

Mit Sehen… Ich gehe mit Peter viel in die Natur, lasse ihn die Bäume, die Wälder, die Blumen, den Wasser der Aare, einen Wasserfall oder den Thunersee im Sonnenschein erleben. Ich hoffe, dass er die vielen, bunten Blumen, mit ihren Farben, wahrnehmen kann, und dass er das Blau des Himmels in sich aufnehmen kann.




Mit Riechen… Wenn ich ihn am Morgen rasiere, riecht er den feinen Rasierschaum und wenn ich ihm anschliessend sein Rasierwasser einreibe, atmet er tief ein und ich bin überzeugt, er erinnert sich…
Mit Schmecken…ein gutes Essen schmeckt Peter sehr und er isst mit Genuss, auch Süsses hat er immer noch sehr gern. Kaffee ist nach wie vor ein bevorzugtes Getränk, dass ihm gut tut und er liebt.


Mein Sinn in Peters Krankheit
Ich frage mich oft, welcher Sinn soll für mich ein solcher Zustand haben? Dann denke ich, ich habe den Mut Mühen auf mich zu nehmen und Schwierigkeiten zu überwinden. Ich mache mir Gedanken über das Wohin und Wozu und über Ziel und Zweck. Was ich mache ist für etwas gut und es ist ein Glück zu wissen, wofür ich lebe und arbeite. Dafür bin ich da, es ist meine Aufgabe die ich meistens gerne übernehme. Das gibt mir Trost und lässt mich weitermachen.

Liebe Regina
Seit längerer Zeit kann ich im Intenet, deine Beiträge über Peters Krankheit mitverfolgen. Ich habe sehr grosse Achtung vor dir, wie du mit dieser schweren Aufgabe dein Leben führen kannst. Chappeau! Ich bin ja ein paar Järchen älter als du und Peter, jedoch durfte ich mit meinem Heidi über 60 Jahre eine schöne Beziehung führen, ohne so schwere Prüfungen, wie ihr Beide erleben müsst. Meine Gedanken sind oft bei Euch.Trotz Allem wünsche ich dir und Peter sowie deiner Familie besinnliche Festtage und es guets Neus.
Hans Stettler
Lieber Hans
Ich danke dir vielmals, dass du an unserem Schicksal teilnimmst und meine Beiträge verfolgst.
Es ist schön, eine lange und glückliche Ehe zu führen, dafür darfst du dankbar sein. Ich weiss noch gut wie Heidi und Peter zusammen im Chörli waren und gesungen haben. Ebenfalls weiss ich auch noch, dass ihr Kontakt mit meinen Schwiegereltern hattet und euch gegenseitig besucht habt. Lang ists her…..
Wenn du magst darfst du mich und Peter gerne einmal besuchen kommen. Du weisst, dass wir gezügelt sind?
Auch ich wünsche dir eine gute Adventszeit und alles Gute im 2022!
Herzlichst Regina
Liebe Denise
Herzlichen Dank für deine lieben Worte! Auch wir sind dankbar so viele liebe Menschen auf unserem Weg kennen gelernt zu haben. Einfach eine Bereicherung!
Sehr freuen würden wir uns, wenn du uns besuchen kommst! Melde dich doch.
Herzlichst
Regina
Liebe Regina,
ganz herzlichen Dank euch beiden für den wunderbaren Eintrag zum Lebenssinn. Schon immer ist mir bewusst, wie Krankheiten uns zu einem erweiterten Bewusstsein, das auch das Immaterielle miteinschliesst, führen kann. Von daher sind eure Gedanken, in all den Beiträgen, heilsam. Da kann ich nur dankbar sein, euch kennengelernt zu haben. Eines der vielen Geschenke, die ich in der Spitex erhalten habe! Gerne würde ich euch am neuen Ort besuchen kommen, wenn ihr auch wollt.
In Liebe
Denise Weber