Die zweite Hälfte
Nachdem Peter von Tschugg, der Parkinsonklinik, wieder nach Hause gekommen war, mussten wir den Alltag neu organisieren. Der Rollstuhl der für Peter angepasst wurde, liess einige Zeit auf sich warten. Er wurde in Amerika hergestellt und hatte den Vorteil, dass man ihn auch als Pflegerollstuhl benützen konnte.

Pflege
Nach und nach lernte ich von der Spitex einiges über die Pflege von Peter. Es ist absolut möglich, auch wenn man die Dusche nicht mehr benützen kann, den Körper sauber zu halten und Peter die bestmögliche Pflege zu geben.
Wie Peter das wohl wahrgenommen hat? Wie muss es sein, wenn plötzlich an einem gezerrt, geschoben, gestossen wird? Hilflos ist man allem ausgeliefert und mit der Demenz war er sowieso recht orientierungslos. Natürlich versuchten wir immer mit der nötigen Sorgfalt und mit Liebe Peter zu pflegen.

Der Hautpflege wurde grosse Aufmerksamkeit geschenkt, denn da Peter nur noch sitzen und liegen konnte, wurden immer die gleichen Stellen dem Druck ausgesetzt. Bei allen Vorsichtsmassnahmen konnte ich es nicht verhindern, dass Peter an beiden Fersen Dekubitus bekam.
Unser Grosskind Elia wurde getauft. Es war am See, die Taufe fand draussen statt, das Wetter war recht warm und sonnig. Zu Ehren des Täuflings zogen wir Peter schöne Kleider und passende Schuhe an.

Als ich und eine Assistenzperson am Abend Peter ins Bett brachte, war noch nichts zu bemerken, aber am nächsten Morgen schon. An beiden Fersen hatten sich erhebliche Druckstellen gebildet. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass solche Druckstellen, so schnell in Erscheinung treten.
Von nun an war Wundpflege angesagt, die Füsse wurden immer hochgelagert und auf Schuhe wurde von nun an verzichtet. Auch eine Dekubitusmatratze war von Vorteil, ich konnte sie ganz einfach mieten. Es war unvorstellbar, wir haben fast ein Jahr gebraucht, bis diese Stellen an den Fersen wieder geschlossen waren.

Die Coronasituation hatte sich etwas entspannt. Ich konnte mit Franziska eine neue Assistenzperson anstellen und Peter konnte sogar im Herbst ins Oberi Bäch in die Ferien und ich eine Woche ins Tessin.

SRK und BAG
Im Verlauf des Herbsts bekam ich eine Anfrage vom SRK und vom BAG. Ob ich unsere Situation schildern möchte, als pflegende Angehörige? Es sollte ein kleiner Film gedreht werden, ich würde in einem Interview befragt. Es würde eine Reihe solcher Interviews geben, die alle Aspekte beleuchten sollten, mit den Herausforderungen und Schwierigkeiten, mit denen pflegende Angehörige konfrontiert würden.
Ich sagte zu und der kleine Film wurde gedreht. Es war eine positive Erfahrung und unterstütze den Weg, den ich angefangen hatte, der Krankheit Demenz ein Gesicht zu geben. Auf der Seite des roten Kreuzes unter pflegende Angehörige sind die verschiedenen Filme zu finden.
https://betreuen.redcross.ch/thema/vorsorge-und-finanzierung
So ging das Jahr 2020 zu Ende. Die Coronazahlen waren wieder am steigen und ich hoffte sehr, dass nicht ein erneuter Lockdown unser Leben wieder auf den Kopf stellen würde.
