Erinnerungen

Ich werde oft gefragt, ob ich Tagebuch führe, oder wo ich sonst alle Erinnerungen für meinem Blog herhole. Einerseits sind es wirklich meine Erinnerungen, die ich niederschreibe, andererseits schaue ich mir die Fotos aus der Zeit an. Sehe ich Peter in einer Situation, oder auf einer Reise, sind die Begebenheiten und Geschichten plötzlich wieder da.

Ein absolut geniales Hilfsmittel für mich sind meine Journale. Seit fünf Jahren führe ich ein Bullet-Journal. Das Bullet Journal ist ein Notizbuch, Ringbuch oder ein leeres Heft, das durch selbst gestaltete Seiten als Kalender, Ideensammlung oder Ordner für Gedanken, Ideen und Listen genutzt wird. Eine deutsche Übersetzung für den Begriff Bullet Journal gibt es leider nicht.

Ein Bullet Journal ist ein grossartiges Planungsinstrument

Für mich ist das Bullet Journal seit fünf Jahren das optimale Planungstool. Mit Stift und Papier zu arbeiten, ist für mich ein zusätzlicher Reiz des Ganzen.

Seitdem ich ein Bullet Journal führe, fühle ich mich strukturierter, weil ich eine bessere Übersicht über alles, was ansteht, habe. Ich habe endlich einen Platz, an dem ich gebündelt meine Ideen sammle. Als ich mit dem Journal zum ersten Mal loslegen wollte, habe ich mir überlegt, was dort alles drin sein soll, und wie ich es aufteilen will.

Viele Menschen meinen, ein Bullet Journal anzulegen, würde extrem viel Zeit brauchen. Das Gefühl habe ich nicht. Ein einfaches Bullet Journal ist rasch angelegt und das Ganze macht mir auch noch Freude.

Als erstes im Jahr notiere ich mal meine Ziele, da kann ich nachschauen und daran arbeiten. Ich erstelle eine Monatsübersicht und trage die Termine da ein.

Eine Doppelseite verwende ich jeweils für die Wochenübersicht, links die Wochentage und rechts habe ich Felder, die ich mit Geschichten, Rezepten, Sprüchen, Begebenheiten ausfülle. Ich brauche oft den Leimstift und klebe, mir wichtige Dinge, wie Karten, Fotos oder Gedichte, etc. ein.

Einzelne Untergruppen wie Termine, Haushaltsaufgaben und To Do’s lassen sich entweder räumlich, farblich oder durch verschiedene Symbole ordnen. Ich habe mich für einen Farbcode entschieden.

Leider kann ich nicht gut zeichnen, sonst wäre dies eine tolle Ergänzung zum anschaulichen Gestalten des Journals. Ich kann das Führen eines Journals wirklich allen empfehlen, es ist kreativ, entspannt, ich kann meine Gedanken ordnen und ich habe lebendige, farbige, persönliche Erinnerungen, die ich jederzeit wieder hervorholen kann.

Also, wenn ich nun einen neuen Bericht schreibe, greife ich mir das passende Journal, schlage es auf, im Moment aus dem Jahr 2019, und fange mit dem Bericht an.

Gerade habe ich das Buch aufgeschlagen. Im Mai habe ich den Eintrag über einen Zahnarztbesuch mit Peter gefunden und im Juni den Eintrag über den Besuch eines alten Freundes. Wenn ich im Journal lese, gibt es natürlich sehr viele positive Ereignisse, es gibt Trauriges, Lustiges und Banales😊

Zahnarztbesuch

Peter ist immer regelmässig zum Zahnarzt gefahren. Er hatte in seinem Leben sehr wenig Löcher, aber etwas Zahnstein der regelmässig entfernt wurde. Das war im Grossen und Ganzen bei Beginn seiner Krankheit, kein Problem. Ich konnte ihm erklären, um was es ging und am Anfang ist er noch selber in die Praxis gegangen. Nach und nach begleitete ich ihn ins Wartezimmer, musste aber auch da noch nicht in den Behandlungsraum. Im folgenden Jahr ging das nicht mehr und ich begleitete ihn bis zum Behandlungsstuhl und war während der Behandlung anwesend. Es gestaltete sich zunehmend schwieriger. Da Peter die Situation nicht mehr richtig einordnen konnte, fühlte er sich angegriffen und wehrte sich. Längere Zeit den Mund zu öffnen war schwierig und den Sinn dahinter zu sehen, war Peter nicht klar. Es brauchte viel Geduld vom Zahnarzt und den anwesenden Dentalassistentinnen, die Behandlung durchzuführen. Es wurde nur noch das Nötigste gemacht und der Focus lag vor allem auf der Prophylaxe.

Ich war froh, dass das Zahnarztteam genügend Zeit einplante. Wir mussten auch im Wartezimmer nicht sehr lange warten, was sehr hilfreich war. Die Kommunikation war freundlich, langsam und es wurde mit einfachen Sätzen gesprochen. Peters Weigerung wurde akzeptiert und ihm etwas Zeit gelassen. Es unterstützten den Zahnarzt zwei Dentalassistentinnen. Natürlich muss das Zahnarztteam vorher informiert werden, damit die nötige Zeit eingeplant werden kann.

Ich achte heute auf eine regelmässige Zahnreinigung so gut es eben geht. Ich achte auch gut darauf, ob Peter Schmerzen anzeigt. Eine Behandlung denke ich, könnte heute nur noch unter Narkose stattfinden. Beim Zahnarzt waren wir schon einige Monate nicht mehr.

Der Besuch des Jugendfreundes

Ein Freund aus Jugendtagen den wir schon länger nicht mehr gesehen und gesprochen hatten, kam urplötzlich bei uns vorbei. Er hatte von Peters Krankheit gehört und machte sich seine Gedanken. Es fiel ihm nicht leicht bei uns anzuklopfen. Ich stellte oft fest, dass die Menschen nicht recht wussten, was sie zur Situation und zu Peter sagen wollten. Einige haben sich gar nicht mehr gemeldet, andere regelmässig. Dass wir mit unserem Jugendfreund offen über die Krankheit gesprochen haben, nahm ihm die Hemmung und unser Umgang wurde locker. Er hat uns auch seine Hilfe angeboten, telefoniert regelmässig und kommt vorbei, oft ist ein kleines Präsent im Briefkasten, als Zeichen der Verbundenheit. Genau solche Begegnungen und Begebenheiten machen unser Leben leichter und wir fühlen uns aufgehoben und unterstützt. Danke!

5 Kommentare zu „Erinnerungen

  1. Ich habe ebenfalls zur Alzheimer-Demenz einen Blog geschrieben, ebenfalls gestützt auf Notizen in meinen Notizbüchern. Mein Blog ist wie eine Ergänzung zu Ihrem Beitrag, da er die Krankheit von einer inneren Wandlung her sieht, von einem Wachsen an der Krise für beide Betroffene. Was Sie beschreiben sind die Widrigkeiten des Alltags, der plötzlich ein anderer wird, und die einen aufreiben, auch hadern lassen mit dem Schicksal. Die andere Seite der Krankheit, die des Sinns, wurde bei uns erst deutlich, als mein Mann ins Pflegeheim kam und sich unsere Situation entspannte. Falls Sie Interesse und Lust haben: meine Seite heisst fragenzumleben.com
    Mit herzlichen Grüssen
    I. Fonés

  2. BLOG: Bulletjournal
    Liebe Regina, nun kann ich verstehen, wie du zu deinen ausführlichen BLOG’S kommst. Ich finde es einfach grossartig, wie du uns Blog-Besuchern deine/eure Leidensgeschichten von Peter und dir nahe bringst und uns mitfühlen lässt. Châpeau! Lange habe ich mir den Kopf zerbrochen: wie kannst du so ausführliche BLOG’S schreiben. Nun hast du mir mit deiner Erklärung zu deinem geführten Bulletjournal darüber hinweg geholfen. Regina, schreibe weiter so ausführlich, damit viele Betroffene Person Einblick und Hilfe zu dieser überaus belastender Krankheit bekommen.
    Dir deinen Familien wünsche ich FROHE OSTERN mit vielen bunten Ostereier.

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