Nun war Peter bereits seit 2 Jahren nicht mehr am Arbeiten. Wie schon beschrieben, https://blickwinkeldemenz.com/2020/03/22/auf-dem-weg/ bezahlte die ersten zwei Jahre die Krankentaggeldversicherung seinen Lohn. Diese 720 Tage waren nun vorbei und die IV Rente musste diesen Part übernehmen. Das klappte sehr gut, dank unserer frühzeitigen Anmeldung. Fortan wurde der Betrag monatlich überwiesen. https://blickwinkeldemenz.com/iv/
Auch die Rente aus seiner Pensionskasse kam von jetzt an regelmässig.
Eine weitere Möglichkeit die besteht, ist eine Hilflosenentschädigung zu beantragen. Viele Personen schämen sich diese Entschädigung einzufordern. Warum eigentlich? Dies ist unbegründet. Die HE dient als Abgeltung des eigenen Mehraufwands und ermöglicht gewisse Kosten zu decken, die mit einer Behinderung entstehen. Ein Formular von der IV ist einfach herunterzuladen und alles muss korrekt ausgefüllt werden. Ich musste mir gut überlegen, was kann Peter noch und was kann er nicht mehr gut. Es gab verschiedene Punkte die problemlos funktionierten, wie selber essen, oder selber aufstehen und ins Bett gehen. Punkte die nicht mehr erfüllt wurden, waren: Teilhaben am gesellschaftlichen Leben, etwas planen, Bahn benützen, mit Geld umgehen und er musste teils, in der Nacht und in grösseren Menschenmengen, überwacht werden. https://blickwinkeldemenz.com/hilflosenentschaedigung/
Das Formular hatte ich eingereicht und einen Bericht von unserer Hausärztin beigelegt. Uns wurde eine leichte Hilflosenentschädigung zugesprochen, auch das ein willkommener Zustupf, um unser Leben zu bestreiten. Mit meinem Lohn dazu, kamen wir gut zurecht, wohl war etwas weniger zur Verfügung, aber immer noch so, dass wir uns nicht massiv einschränken mussten.
Der Assistenzbeitrag
Mir war bewusst, dass ich ebenfalls einen Assistenzbeitrag beantragen konnte.
Anspruch auf einen Assistenzbeitrag haben Versicherte, die zu Hause leben und eine Hilflosenentschädigung erhalten. Diesen Beitrag gibt es aber nur, wenn die Person noch nicht pensioniert ist. Es gilt aber der Besitzstand, wenn das Pensionsalter erreicht wird. Nun musste ich Kontakt mit der IV aufnehmen. Der Bedarf an Assistenzstunden wurde direkt zu Hause aufgenommen und abgeklärt. Eine Mitarbeiterin der IV besuchte uns. Sie führte das Gespräch sehr einfühlsam und kompetent. Peter war zuerst dabei, dann durfte er auf seinen gewohnten Spaziergang. Ich war froh konnte er gehen, so musste er nicht mitanhören welche Defizite er hat. Genau um Defizite ging es, wenn die Stundenzahl festgelegt werden soll. Genau eruiert wurde, wo Peter Hilfe benötigt und wo nicht. Für ihn wurden am Anfang 25 Stunden im Monat veranschlagt. Das bedeutete, dass Peter nun eine Person einstellen konnte, die ihn unterstützte.
https://blickwinkeldemenz.com/assistenzbeitrag/
Assistenzperson
Nun musste nur noch eine geeignete Assistenzperson gefunden werden. Es darf niemand sein, der direkt verwandt ist mit Peter. Also weder seine Söhne, noch seine Eltern, wenn sie noch da wären, aber auch ich, als Ehepartnerin, konnte kein Assistenzverhältnis mit Peter haben. Am besten ist es, wenn zuerst im Umfeld bei Freunden, Nachbarn, Kollegen oder weiteren Verwandten, Ausschau gehalten wird. Wer möchte Peter betreuen, wer hat Zeit, wer fühlt sich der Aufgabe gewachsen?
Wir wurden fündig bei unserer Nachbarin Prisca Schürch. Sie konnte sich das Betreuen gut vorstellen, wohnte direkt bei uns und kannte Peter schon bestens.

Die Assistenzperson muss bei uns angestellt werden, und wir sind verantwortlich, dass alle Sozialabgaben berechnet, eine Unfallversicherung abgeschlossen wird, und der Lohn von uns pünktlich bezahlt wird. Bei Krankheit besteht eine Lohnfortzahlung. Wir müssen die Abrechnung an die IV – Stelle weiterleiten, die uns den Betrag einige Tage später, überweisen. Sollte der Bedarf an Unterstützung für Peter grösser werden, kann jederzeit ein neuer Antrag auf Assistenzstunden gestellt werden. Dies haben wir schon mehrmals getan.
Eine gute Plattform um geeignete Personen zu finden ist: www.assistenzbuero.ch
Arbeiten ja oder nein?
Meine Arbeit bei der BKW war sehr unregelmässig. Ich arbeitete in der Besucherbetreuung und je nachdem war viel oder mal weniger zu tun. Peter hatte ich anfangs mit guten Gewissen daheim zurückgelassen. Sicher, oft habe ich vorgekocht, so dass er nur noch etwas wärmen konnte. Peter war nie der grosse Koch und ausser beim Grillieren, strengte er sich nicht gross an, wenn es ums Kochen ging.
Seine handwerklichen Tätigkeiten im Bastelraum machten mir ab und zu Bauchweh; sägen, fräsen, schleifen, hämmern, eine gewisse Verletzungsgefahr war nicht von der Hand zu weisen. Das Gefahr bestand, sah ich bei einem Vorfall, bei dem Peter im Bastelraum einen kleinen Brand auslöste. Als ich vom Arbeiten nach Hause kam roch ich schon den Brandgeruch. Ein grosser Brandfleck war auf der Werkbank zu sehen und einiges war verkohlt. Ich weiss heute noch nicht, was genau passiert war. Es konnte aber auf die Dauer nicht gut gehen, wenn er alleine den ganzen Tag verbringen musste.

Also stand ich nun vor der Frage gebe ich meinen Job auf, oder was habe ich für Alternativen? Sollte ich nun wirklich auf meinen gesicherten Lohn verzichten? Was war mit meiner AHV, und auch die Einzahlung in meine Pensionskasse würde wegfallen. Zu dem Zeitpunkt war ich 55 Jahre alt, ein schwieriges Alter, um eine sichere Stelle aufzugeben. Wie lange würde es dauern, dass ich Peter betreuen muss? Würde ich je wieder eine Arbeitsstelle finden? Es war eine schwierige Entscheidung, aber schlussendlich habe ich auf mein Herz gehört. Peter brauchte mich jetzt und er würde mich in Zukunft noch viel mehr brauchen. Ich habe mich entschieden, dass dies nun mein Weg ist und ich will Peter so lange betreuen, wie es irgendwie geht. Als das klar war, wurde mir leicht ums Herz. Ich habe die Entscheidung bis heute, fast vier Jahre später (meistens) nicht bereut.
Natürlich die Frage stellt sich schon, wie steht es mit unserem System, wenn ein Partner, eine Partnerin, oder Eltern, Angehörige betreuen und pflegen müssen und selber finanzielle Einbussen erleiden. Hier muss früher oder später etwas geschehen…
Peter ist zufrieden

Im Jahr 2016 war ein schöner Sommer. Oft sind wir hinter dem Haus auf unserem «Fürabebänkli», dass uns Adrian gezimmert hat, zusammengesessen und haben den Abend ausklingen lassen. Peter hat seine Tabakpfeife geraucht und ich habe die letzten Sonnenstrahlen genossen. Das war jeweils die Zeit, wo wir zur Ruhe kamen und auch über unser Leben nachdenken und reden konnten. Peter war im Grossen und Ganzen zufrieden, der Verzicht auf das Fahren eines Fahrzeuges, rückte mehr und mehr in den Hintergrund. Es ärgerte ihn nicht mehr so fest. Das Arbeiten in der BKW fehlte im nicht, er war froh konnte er ums Haus noch einiges erledigen. Er freute sich auch immer, wenn wir ins Tessin fuhren, um dort einige Tage zu verbringen. Zur Sprache kam an einem Abend auch das Thema einer Patientenverfügung für ihn und ebenso, das Erteilen einer Vollmacht für mich. Unser nächstes Projekt, dass wir dringend angehen mussten.
Ausnahmezustand Coronavirus
Ich bin so froh werden nun die Einschränkungen etwas gelockert. Wir haben mit Angela, unserer Assistenzperson abgemacht, dass sie wieder arbeiten kommt. Uns allen ist klar, es braucht die nötigen Hygienemassnahmen, die wir natürlich einhalten. Ebenso hat mir die Familie Haldimann fast wöchentlich telefoniert, um zu fragen wie es uns geht. Sie möchten Peter gerne wieder betreuen. Danke, welch grosse Erleichterung für mich. Übrigens, auch die anderen Assistenzpersonen fragen sehr oft, wie es uns geht. Wir haben ein tolles und gutes Team!
Diese Woche erhielt ich ein Telefon von Alzheimer Bern, die sich ebenfalls nach unserem Wohlbefinden erkundigten. Eine schöne Geste!
Peter geht es nicht sehr gut, er ist sehr müde und schläft ausserordentlich viel. Er hat geschwollene Füsse, Hände und auch seine Augen sind oft zugeschwollen. Ich werde diese Woche dementsprechende Abklärungen machen lassen.
Ich bin auch müde, die Betreuung fordert mich körperlich und seelisch heraus. Es ist schön, dass jetzt wieder Hilfe naht und ich nicht mehr alles selber bewältigen muss.

Grüezi Frau Christen, ich bin über den Artikel im aktuellen auguste Magazin auf Ihre Website aufmerksam geworden. Der Beitrag über Sie und Ihren Mann hat mich sehr berührt. Meine liebe Frau Francisca und ich befinden uns nämlich in einer ähnlichen Situation wie Ihr Zwei und deshalb weiss ich nur allzu gut was es bedeutet, für eine geliebte Person rund um die Uhr da zu sein. Ihre Art und Weise, sich den Kummer im Blog von der Seele zu schreiben finde ich super. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft und Zuversicht. Herzliche Grüsse, Chris und Francisca Schlatter.
Guten Abend Herr und Frau Schlatter
Herzlichen Dank für Ihren Beitrag! Es freut mich, dass Ihnen meine Seite gefällt. Ich hoffe fest, die Krankheit und den Umgang damit, sichtbarer zu machen. Wir können uns gerne auch einmal persönlich austauschen.
Auch ich wünsche Ihnen alles Gute!
Herzliche Grüsse zurück
Regina Christen
Guten Abend Frau Christen, vielen Dank für Ihre Antwort. Ja Ihre Website gefällt mir sehr gut. Was ich aber daran vermisse, ist ein Kontaktformular. Eigentlich bin ich überhaupt kein „Kommentarschreiber“. Aber die Art und Weise, wie Sie mit Ihrer schwierigen Lebessituation umgehen, hat mich derart tief beeindruckt, dass ich ausnahmsweise von meinem Prinzipien abgerückt bin. Ganz herzliche Grüsse, Chris und Francisca Schlatter.
Liebe Frau Christen,
tief beeindruckt habe ich ihre Einträge gelesen. Als Pflegefachfrau, die gerne ganzheitlich und mit Herzblut pflegt ist es fuer mich so wichtig die Hintergruende zu kennen.
Ein stabiles Betreuungsnetz zu bilden ist lebensnotwendig.
Vor ein paar Jahren machte ich Assistenz bei einem entfernten Bekannten, der ALS hatte. Eine reiche Zeit. Das Netz trifft sich noch immer.
Schön sie getroffen zu haben. Danke ihrem Mann, dass nun auch die Spitex zu ihm in die Schule darf.
Herzlich
Denise Weber von der Spitex
Guten Abend Frau Weber
Herzlichen Dank für Ihre lieben Zeilen. Es freut mich, dass Sie unsere Seite angeschaut haben. Ich bin auch der Meinung, wenn man etwas über die Patienten weiss, gerade bei Demenz, hilft das den Pflegenden sehr, mehr auf die Bedürfnisse des Patienten einzugehen. Hut ab vor Ihrer anspruchsvollen Arbeit! Ich bin froh unterstützt uns in der momentanen Situation die Spitex Bolligen!
Bis bald und liebe Grüsse
Ja, Regina, schön wärs, e mal am Thunersee zäme es feins Käffeli z’trinke. Speriamo……
Häbed wyterhin e gueti Zyt u häbed Sorg.
Es „Coronafreis“ Grüessli vom Thunersee
Manni
Liebe Regina,
welch eine Erleichterung für Deine aufopfernde Betreuung von Peter, dass Du in Frau Prisca Schürch eine Assisenzperson gefunden hast und die zudem Peter schon kennt.
So hast Du gelentlich wieder etwas Zeit „zum Ufschnufe“ und Deine Hobbys und Frendschaften zu pflegen, wenn’s CORONA wieder erlaubt. Schön für Dich.
Häb dr Sorg.
Liebi Grüess vom Thunersee
Danke Manni
Ich bin froh um meine Assistenzpersonen und dankbar gibt es diese Möglichkeit. Ich frage mich oft ja schon, wie es Familien mit Demenzbetroffenen machen, die nicht auf den Assistenzbeitrag zurückgreifen können.
Ich hoffe dir geht es gut, und vielleicht können wir uns dann doch mal, nach Corona, am Thunersee treffen und einen Kaffe zusammen trinken:-)
Liebe Grüsse