Es dauerte nicht allzu lange und wir bekamen einen Termin in der Insel.
Wir mussten uns in der Klinik für Neurologie, die der Insel angeschlossen war, einfinden. Dort sollten verschiedenen Untersuchungen mit Peter gemacht werden.

Vorbereitung
Wie bereitete ich Peter auf den Spitaleintritt vor? Es war klar: viele fremde Abläufe, eine gewisse Hektik, eine unbekannte Umgebung würden auf Peter zukommen. Dies würde ihm zusätzliche Orientierungsschwierigkeiten bescheren. Ich versuchte das Thema Spital zu thematisieren, was mir nicht gut gelang. Anders gesagt, er nahm es nicht wahr, oder realisierte es nicht.
Am Tag des Eintritts, packte ich mit ihm seine Tasche und machte eine Liste mit seinen Medikamenten. Die Patientenverfügung packte ich ebenfalls ein.

Ich ging natürlich- vom besten Szenario aus und hoffte, dass die Ärzte und das Personal eine gute Beziehung zu Peter aufbauen könnten. Ich hoffte auch, dass es eine demenzfreundliche Umgebung sein würde und Peter sich zurechtfand. Ganz entscheidend würde die Einbeziehung von mir sein, als Peters nächste Angehörige. Ich kannte mich am besten aus in der täglichen Betreuung und wusste, um die speziellen Bedürfnisse und Gewohnheiten. Diese Kenntnisse galt es zu nutzen.

Der Aufenthalt
Der Aufenthalt gestaltet sich schwierig. Peter war in einem Vier-Bett Zimmer. Ich wusste gar nicht, dass es das noch gibt… 😊Das hatte wohl Vorteile, Peter war nie alleine und es kamen dauernd Ärzte und Pflegepersonen ins Zimmer. Auf der anderen Seite hatte Peter keine Ruhe und die vielen fremden Menschen verunsicherten ihn zusätzlich noch.
Da Peter immer aufstand und nicht im Bett liegen blieb, war das sicher für die anderen Zimmergenossen auch recht mühsam. Es waren ja ganz verschiedene Patienten, alle waren jünger und mit Demenz, offensichtlich, nicht vertraut.
Beim Eintritt hatten wir eine kompetente, junge Ärztin die sich viel Zeit nahm. Sie machte sich auch viele Notizen. Nur leider war diese Ärztin am Folgetag nicht mehr da, sie hatte einige Tage frei. Ich hatte nicht das Gefühl, dass intern viel kommuniziert wurde. Auch bemerkte ich, dass das Personal der Abteilung nicht genügend geschult war, um einem Demenzpatienten die nötige, zugegebene intensive, Betreuung zu geben. Peter verstand oft nicht, was von ihm verlangt wurde. Beim Abholen war Peter etwas ungepflegt und ich glaube geduscht, oder gewaschen wurde er nicht oft.
Ich glaube grundsätzlich ist es schwierig, jemanden wie Peter, auf einer »normalen Abteilung» aufzunehmen. Wie wohl die Ausbildung bei Pflegefachleuten betreffend Demenz aussieht? Wie viel wird investiert? Wird das Thema vertieft aufgegriffen, insbesondere da es ja immer wie mehr, von Demenz betroffene Menschen gibt?
Wenn ich mich mal genauer auf dem Internet umsehe, gibt es einige Spitäler, die dem Thema vermehrt Aufmerksamkeit schenken. Es gibt auch viele gute Ansätze, die die Mitarbeitenden sensibilisieren sollen. Es ist klar Ärzte und Pflegende stehen unter Druck. Die Zeit fehlt, doppelt oder dreimal so lange mit einem Menschen mit Demenz zu verbringen, als mit den anderen Patienten.
Handlungsbedarf
Vor allem sollte das Verständnis für die Krankheit gefördert und der passende Umgang mit Menschen mit Demenz vermittelt werden.
Auch Mitarbeitende der Reinigung, Küche und Administration brauchen einen Grundstock an Wissen, wie man mit Menschen mit Demenz umgeht. Es gibt einige Weiterbildungen die mit dem Thema zu tun haben.
Professioneller Umgang mit Menschen mit Demenz
Weiterbildung Fachspezialist/in Demenz
Pflege von Menschen mit Demenz
Vielleicht helfen auch Anpassungen
Tipps von Prof. Robert Perneczky, Alterspsychiater
Bilder und Farben können sehr viel bewirken und einen emotionalen Bezug bewirken. Farben als Signalgeber: Zum Beispiel Türen für jedes Patientenzimmer in einer anderen Farbe streichen. So findet der Patient sein Zimmer rascher wieder.
Offene Architektur und grosse Fenster, genügend Sitzgelegenheiten
Genügend Platz, damit die Patienten gemeinsam essen können. Demenzfreundliches Geschirr und Besteck, das die Patienten leicht greifen können. Es gibt auch spezielles „Demenz-Geschirr“: Zum Beispiel ist der Tellerrand so nach innen gewölbt, dass das Essen auf Gabel oder Löffel fällt, wenn man es gegen den Rand schiebt.
Gefahrenquellen ausschalten: Keine Stufen, keine scharfen Kanten, keine Stolperquellen wie Bettvorleger. Nachttischlampe bitte gut erreichbar, falls der Patient nachts einmal aufs WC muss.
Die Räume sollten gut ausgeleuchtet sein und es sollten keine Schatten entstehen, etwa durch Vorhänge oder Gegenstände. Schatten können als bedrohliche Personen miss gedeutet werden und grosse Angst auslösen. Tagsüber helles Licht, nachts dunkel: Das schafft einen klaren Tag-Nacht-Rhythmus, die Demenzkranken werden dadurch tagsüber angeregt und finden abends eher Ruhe.
Wie würde ich mir wünschen, dass die Gesellschaft allgemein besser mit demenzerkrankten Menschen umgehen könnte. Dass es normal ist ihnen möglichst viel zu erleichtern… und wie würde ich mir wünschen, dass es sogar Spitäler gibt, die nur Demenzpatienten aufnehmen. Ich weiss, das ist ein Wunschtraum, es ist zu teuer, schlecht umsetzbar, aber wer weiss, vielleicht eines Tages….
Wir waren beide froh, dass der Kurz-Aufenthalt zu Ende ging, (die Zimmergenossen und das Personal auch:-) Der Befund war nicht eindeutig, die Wirbel waren alle intakt und nichts war gebrochen. Es wurde von einer Kamptokormie, einer unwillkürlichen, aktiven Beugung des Rumpfes nach vorne gesprochen. Die Ärzte hatten das Gefühl, das die Medikamente umgestellt werden müssten. Jahrelange Einnahme von Kortison und den Neuroleptikas könnten sich auf den Bewegungsapparat auswirken.

Zudem wurde Peter eine Physiotherapie verordnet. Die Physiotherapie gelang nicht. Peter wusste nicht was von ihm erwartet wurde und er sträubte sich zunehmend gegen den wöchentlichen Besuch. So führten wir die Therapie nicht fort. Es sollte sehr lange dauern bis Peter wieder «normal aufrecht» gehen konnte. Dies dann schlussendlich durch die Umstellung der Medikamente.

Peter, war glaube ich froh, wieder daheim zu sein. Er äusserte sich nicht zum Spitalaufenthalt. Es brachte ihn aber auch nicht aus dem Tritt und der Alltag nahm wieder seinen Lauf.
Vielen Dank für die hilfreichen Schilderungen. Es hilft mir die Krankheit besser zu verstehen.
Danke, Esther Pandya, das ist genau der Sinn meiner Seite. Die Krankheit hat so viele Facetten und wirkt sich natürlich auch sehr unterschiedlich aus. Alles Gute!